Praxisbewährte Patentbewertungsmethoden
Es werden Daumenregeln vorgestellt, die in den meisten Fällen zu Patentbewertungen von Patentportfolios führen, die sich durch eine zufriedenstellende Genauigkeit auszeichnen.
Bewertung nach Marktangebot
Massgeblich für die Bewertung eines Patents oder eines Patentportfolios ist letzten Endes, was ein Martteilnehmer bereit ist, für das Patent oder das Patentportfolio zu bezahlen. Es ist daher relevant, welchen Preis der Markt einem Patent zuordnet. Eine Möglichkeit den Marktpreis zu ermitteln ist es, eine Marktauktion durchzuführen bzw. in Analogie zu den Preisen einer ähnlichen Marktauktion zu angenäherten Marktpreisen zu gelangen. Allerdings sind bei Auktionen immer wieder gruppendynamische Prozesse zu beobachten, bei denen sich zwei oder mehr Auktionsteilnehmer immer wieder gegenseitig überbieten und damit den Preis in ansonsten unwahrscheinliche Höhen hebeln. In diesem Fall muss man von Ausnahmen ausgehen, die sich nicht typischerweise wiederholen lassen.
Bewertung durch Lizenzanalogie
Die Berechnung der Patentwerte nach einer Lizenzanalogie stellt die klassische Methode zur Patentbewertung dar. Die Methode ist daher sehr bewährt und leicht nachvollziehbar. Allerdings ist eine Voraussetzung für die Korrektheit der Ergebnisse, dass auf ausreichend viele Vergleichswerte zurückgegriffen werden kann. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Vergleichswerte einem zumindest ähnlichen Markt in einer ähnlichen Wettbewerbssituation entnommen werden.
Die Patentbewertung nach Lizenzanalogie wird typischerweise auf Patenten aus einem bestimmten Technologiefeld von Unternehmen angewandt, die dieses Technologiefeld bereits seit vielen Jahren bearbeiten und die sich daher einen großen Erfahrungsschatz an verlässlichen Vergleichswerten erarbeiten konnten. Bei diesen Vorgaben, unter der Voraussetzung, dass sich keine disruptiven ökonomischen Verwerfungen ergeben. Ergeben sich revolutionäre Neuerungen, auch als gamechanger bekannt, kann dies dazu führen, dass die kompletten Erfahrungswerte nur noch bedingt verwendet werden können.
Bewertung durch Substitutionskosten
Bei der Bewertung der Patente mit Substitutionskosten werden die Kosten ermittelt, die notwendig wären, um den Effekt zu erzielen, der sich die Schutzrechte ergibt. Es wird daher auf einen zukünftien Nutzen des Patentportfolios abgestellt und dieser wird monetär bestimmt. Es handelt sich um eine relativ einfach anzuwendende Methode und sie wird daher sehr gerne bei Vergleichsverhandlungen und streitigen Verfahren eingesetzt.
Man sollte sich bei diesem Verfahren bewusst machen, dass nicht der tatsächliche Wert errechnet wird, sondern ein fiktiver Vergleichswert. Es kann daher eventuell zu erheblichen Differenzen zwischen der errechneten Bewertung und dem tatsächlichen Wert des Patentportfolios kommen.
Bewertung durch Discounted Cash Flow
Es werden die jährlichen monetären Nutzen des Patentportfolios ermittelt und diese dann mittels Discounted Cash Flow "abgezinst". Hierdurch erhält man für den aktuellen Zeitpunkt einen monetären Wert des Patentportfolios. Möchte man den Wert des Patentportfolios für einen zukünftigen Tag erfahren, kann der erhaltene Wert durch eine "Aufzinsung" für einen beliebigen Tag in der Zukunft erhalten werden.
Bewertung durch Technologiefaktor
Diese Methode zur Bewertung eines Patentportfolios wurde von der Firma Dow Chemicals zusammen mit der Beratunsgfirma Arthur D. Little erarbeitet. Hierbei wird bewertet, welchen Beitrag ein einzelnes Patent für einen kompletten Technologiebereich leistet. Hierbei spielen Anwendungs-, Markt- und Rechtspositionen eine große Rolle. Diese Methode kann nur in Zusammenarbeit mit Experten unterschiedlicher Couleur gelingen.
Bewertung durch Patentindikatoren
Der Wert eines Patentportfolios kann anhand eines einzelnen oder mehrerer Indikatoren ermittelt werden. Ein derartiger Patentindikator kann sein: Patentalter, Größe der Patentfamilie, also in welchen Ländern existieren welche Schutzrechte (Patente, Patentanmeldungen und Gebrauchsmuster), Breite des Schutzbereichs des Patents, also ob nur wenige Verletzungsfälle möglich sind und es viele Umgehungslösungen gibt, oder ob es nur schwer Umgehungslösungen gibt, Rückwärts- und Vorwärtszitation, also wie oft ein Patent von anderen Patenten zitiert wird (es wird dabei davon ausgegangen, dass ein häufig zitiertes Patent wertvoller ist, als ein weniger oft zitiertes Patent) oder ob gegen das Patent Einsprüche und Nichtigkeitsverfahren geführt wurden (Wird ein Patent angegriffen, dann deswegen weil ein Wettbewerber sich durch das Patent in seinen Marktaktivitäten eingeschränkt fühlt. Man geht dann davon aus, dass es sich um ein wichtiges Patent für den betreffenden Markt handelt).
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