Die Aufgabe als Ausgangspunkt zur Idee

Feststellen des Ausgangspunkts



Der erste Schritt der Entwicklung eines Produkts muss sein, den Ausgangspunkt zu ermitteln. Welche Produkte bietet die Konkurrenz dem Markt an? Was wünscht der Markt eigentlich? Welche Ideen hat das eigene Unternehmen? Welches betriebliche Know-How besteht?

Diese und weitere Fragen sind zunächst zu klären, um eine ausreichende informatorische Basis zur Produktentwicklung zu schaffen.

Die Entwicklung einer Idee zur Gründung eines Unternehmens kann systematisch erfolgen. Hierbei sind drei wichtige Schritte zu beachten, nämlich die Festlegung der Eigenschaften des neuen Produkts, eine Suche nach bestehenden Ideen zu diesem Thema und das Erarbeiten auf Basis der recherchierten Informationen.

Festlegung der gewünschten Eigenschaften des neuen Produkts

Zunächst sollte festgelegt werden, welche Parameter bzw. Eigenschaften das zu entwickelnde Produkt erfüllen soll. Hierbei ist auch an die Unternehmenspolitik und die Unternehmensziele zu denken, denn das neue Produkt muss einen Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele leisten. Tut es das nicht, so passt das Produkt nicht in das Unternehmen.

Natürlich sollten die eigenen Möglichkeiten berücksichtigt werden. Erfordert das Unternehmen umfangreiche Marketing-Massnahmen ist ein kleines Unternehmen überfordert und das Produkt wird dann nie zu einem Markterfolg. Das kann das Aus des Unternehmens bedeuten, denn die Aufwändungen in Form von Zeit und Geld führen zu keinen gegenüberstehenden Einnahmen. Die Produktentwicklung ist letzten Endes gescheitert.

Betrachten Sie sich Prognosen über die zukünftige Entwicklung des Markts. Es ist nicht sinnvoll, ein Produkt für einen schnell schrumpfenden Markt zu entwickeln. Wollten Sie eine High-Tech-Schreibmaschine entwickeln in einer zeit, in der gerade die PCs ihren Siegeszug starten, ist dies sicherlich wenig erfolgversprechend.

Systematische Suche nach zukunftsträchtigem Produkt

Zunächst sollte festgestellt werden, welche Kreativitätstechniken in diesem Fall sinnvollerweise anzuwenden sind.

Außerdem sind die Ideenquellen zu ermitteln, die genutzt werden können. Die entwickelten Ideen sind zu bewerten. Hierzu ist ein Bewertungssystem zu erstellen.

Nicht jede Idee kann sofort realisiert werden. Es werden Ideen gefunden oder entwickelt werden, die nicht sofort realisiert werden können. Allerdings kann es sich um Ideen handeln, die zu einem späteren Zeitpunkt wertvoll sein können. Diese Ideen sind abzuspeichern, damit sie zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden können.

Realisierung

Die letzte Phase stellt die Realisierung dar. Hierbei sind zunächst die genauen Produkteigenschaften in einer Produktdefinition festzustellen.

Es is ein Pflichtenheft zu erstellen, außerdem ein Konzept zur Realisierung.

Interne Quellen: eine potenzielle Produktidee kann aus den unterschiedlichsten eigenen Quellen gefunden werden:

  • Vorschlagswesen: Aus dem Vorschlagswesen ergeben sich Vorschlage zur Produktionsoptimierung, zur Kostensenkung und zur Verbesserung der betrieblichen Verfahren. Neben diesen Vorschlägen werden auch Vorschläge eingereicht werden, die neue Produkte und Dienstleistungen betreffen. Es muss gründlich geprüft werden, welche Produktvorschläge sinnvoll sind.
  • Erfindungen: Erfindungen der eigenen Arbeitnehmer müssen dem Arbeitgeber zur Kenntnis gebracht werden. Der Arbeitgeber hat das Recht, die Erfindung in Anspruch zu nehmen, das heißt, das Eigentum an der Erfindung zu übernehmen.
  • Ideenpool: Im Laufe der Zeit ergeben sich Ideen, die nicht sofort realisiert werden können. Diese Ideen sollten nicht in Vergessenheit geraten, sondern gesammelt werden. Ergibt sich eine neue Situation oder ändert sich die Unternehmensstrategie, kann eine bislang wertlose Idee einer raschen Realisierung zugeführt werden. Es sollte hierzu eine geeignete, vollständige und problemlos handhabbare Ideen-Dokumentation errichtet werden.
  • Produktanfragen: Die Kunden eines Unternehmens werden eventuell gezielt anch besonderen Produkten mit besonderen Eigenschaften nachfragen. Diese Anfragen sollten nicht einfach untergehen oder in Vergessenheit geraten. Es handelt sich um Feedback des Marktes, die zu Produkten führen können, die eine sehr gute Marktakzeptanz erreichen können.
  • Reklamationen: Beschwerden sind Kundgebungen über mangelhafte Produkte oder Dienstleistungen. Es ergeben sich so Hinweise, wie die eigenen Produkte und Dienstleistungen verbessert werden können.

Externe Quellen: Es können auch diverse externe Quellen genutzt werden, um zu Produktideen zu gelangen:

  • Kundenbefragung: Durch eine Befragung der Kunden können die relevanten Bedürfnisse ermittelt werden und daraus ein Anforderungsspektrum für ein geeignetes Produkt erstellt werden. Eine Kundenbefragung ist auch relevant, um das Marktpotenzial für ein geplantes Produkt zu ermitteln. Ergibt sich dabei eine zu geringe Nachfrage, sollte an ein anderes Produkt gedacht werden bzw. ein Redesign durchgeführt werden.
  • Forschungsaufträge: Der Markt erwartet zunehmend technisch ausgefeiltere und innovative Produkte. Es ist typischerweise für ein Unternehmen mit seinem betrieblichen Know-How nicht möglich, das benötigte Fachwissen und die erforderliche Forschungs- und Entwicklungstätigkeit selbst zu leisten. Es ist daher sinnvoll, beispielsweise mit Hochschulen oder Universitäten Forschungskooperationen einzugehen, um schnell an aktuelle Forschungsergebnisse zu gelangen.
  • Erfinderbörsen: Auf Erfinderbörsen können die unterschiedlichsten Erfindungen gefunden werden. Typischerweise stehen diese zur Lizenzierung bereit.
  • Fremde Patente: Patente können genutzt werden, um festzustellen, welches Problem bislang nicht gelöst wurde. Fremde Patente können also dazu dienen, eigene Ideen zu entwickeln.
  • Marktanalysen: Mit einer Marktanalyse kann der potenzielle Kundenkreis, die möglichen Verkaufszahlen und der erzielbare Umsatz abgeschätzt werden. Hierdurch kann eine erfolgversprechende Verkaufs- und Preisstrategie ermittelt werden.
  • Wettbewerberanalyse: Es ist nicht selten, dass ähnliche Produkte von unterschiedlichen Unternehmen gleichzeitig auf den Markt gebracht werden. Die Produkte der Konkurrenz sollten genau im Vergleich zu den eigenen Produkten analysiert werden. Die Vorteile der Konkurrenz sollten zum Anlass genommen werden, um die eigenen Produkte fortzuentwickeln.
  • Trendstudien: Alle Produkte unterliegen der zeitlichen Änderung der Präferenzen des Markts. Beispielsweise gibt es Modeerscheinungen, Freizeittrends, sich änderndes Kaufinteresse. Diese Änderungen des gesamten Marktes müssen beachtet werden, um nicht plötzlich ein Produkt oder eine Dienstleistung zu haben, die nicht mehr die Bedürfnisse des Marktes erfüllt.

Aufgabe



Die Aufgabe ist der Ausgangspunkt der Problemlösung, nachdem man ermittelt hat, was es bereits an Realisierungen gibt bzw. welche Kundenbedürfnisse bestehen. Die Aufgabe stellt der Antrieb zur Lösungsfindung dar.

Die Aufgabe sollte nicht zu eng beschrieben werden, um einen Gestaltungsspielraum zu bewahren. Eine zu enge Aufgabe kann die Kreativität zu stark einschränken, wodurch die Neuartigkeit des Produkts leiden könnte.

Die Aufgabenstellung sollte neben der geforderten Problemstellung eine konkrete Aussage zur gewünschten Ausführungsform des zu ermittelnden Produkts aufweisen, um die bereits ermittelten Kundenbedürfnisse nicht zu verfehlen.

Die Aufgabenstellung kann eine unterschiedliche Detaillierung aufweisen:

  • Detailaufgabe: Eine streng vorgegebene Aufgabenstellung mit kurzen Meilensteinen. Es ist keine große Kreativität erforderlich.
  • Globale Aufgabe: Es werden lediglich die gewünschten Eigenschaften definiert. Es ist eine hohe Kreativität erforderlich. Es können keine kurzen Milestones mit vordefinierten Prüfkriterien bestimmt werden.

Aufgabentypen können aus Entwicklersicht in Neuentwicklungen, Variantenentwicklungen und Anpassungsentwicklungen unterteilt werden:

  • Neuentwicklung: Es werden alle produktspezifischen Merkmale neu definiert. Der Entwickler muss eine vollständig neue Entwicklung durchführen und dabei sämtliche Schritte eines Entwicklungsprozesses durchlaufen. Es ist nicht möglich auf bestehende Module zurückzugreifen. Bei einer Neuentwicklung wird daher eine bestehende Aufgabe mit einem neuartigen Produkt erfüllt oder es wird eine neue Aufgabe bearbeitet.
  • Variantenentwicklung: Bei einer Variantenentwicklung ist das Lösungsprinzip bereits vorhanden. Lediglich die konkrete Ausführungsform muss noch gefunden werden. Es kann auf eine bestehende Baureihengruppe zurück gegriffen werden.
  • Anpassungsentwicklung: Es handelt sich um eine reine Modifizierung eines bestehenden Produkts. Es sollen keine neuen Wirkprinzipien realisiert werden. Allenfalls kommen neue Teile zum Einsatz, die ein Redesign im geringen Umfang erfordern.

Aufgabe und Zielvorgabe



Die Aufgabe sollte möglichst genau formuliert werden. Die Aufgabe beschreibt das zu lösende Problem. Auf der Aufgabe aufbauend kann das Ziel formuliert werden.

Es gelingt nicht immer, dass die Aufgabenformulierung direkt zur Zielformulierung führt. Es kann erforderlich sein, dass die Aufgabe in Teilaufgaben zerlegt wird. Die Teilaufgaben ergeben eine übersichtliche Darstellung der zu lösenden Gesamtaufgabe.

Vorteilhaft an dieser Vorgehensweise ist die Identifikation komplexer Teilaufgaben. Auf diese können gezielt erforderliche Ressourcen in Form von Zeit und Geld aufgewendet werden.

Eine komplexe Aufgabe kann in Teilaufgaben Teilaufgabe 1, Teilaufgabe 2 und Teilaufgabe 3 unterteilt werden.

Jede Teilaufgabe 1, 2 und 3 wird nach einer Entwicklungsfreigabe konzipiert, und entworfen. Der Entwurf muss freigegeben werden.

  • Vorstudien: Zunächst erfolgt als ein erster Schritt Machbarkeitsstudien, um die grundsätzliche Eignung der Aufgabenlösung sicherzustellen.
  • Abstrakte Problemformulierung: In einem weiteren Schritt wird die Aufgabe bzw. das Problem noch wenig detailliert, sondern sehr abstrakt formuliert.
  • Vororientierungsphase: Es wird die Aufgabe genau definiert.
  • Teilaufgaben: Es werden Teilaufgaben formuliert. Die Gesamtaufgabe wird daher in einzelne Aufgaben zerlegt.
  • Finden von Lösungsprinzipien: Konkrete Lösungsprinzipien werden gesucht und gegeneinander bewertet. Am Ende dieser Phase ist das geeignete Lösungsprinzip auszuwählen.
  • Anpassen der Aufgabe: Die Aufgabe ist an das Lösungsprinzip derart anzupassen, dass das Lösungsprinzip durchgeführt werden kann.
  • Entwerfen: Die Lösungsprinzipien führen Entwürfen der Teilaufgaben. Die Lösung der Teilaufgaben ist zu bewerten.
  • Prototypenbau: Eventuell sollte bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ein Musterbau, beispielsweise der gelösten Teilaufgaben durchgeführt werden.
  • Anpassen: Die einzelnen Lösungen der Teilaufgaben sind gegeneinander anzupassen.
  • Optimieren: Die zusammengesetzte Lösung der Teilaufgaben ist zu optimieren.

Darstellung des Aufgabenkerns



Der wichtigste Schritt bei der Klärung der Aufgabe ist das Herausarbeiten des Aufgabenkerns. Es muss der Problemschwerpunkt ermittelt werden. Der Problemschwerpunkt stellt den Knackpunkt dar.

Auf diesen Schwerpunkt sollte die Mehrzahl der Ressourcen fokussiert werden. Es ist Vorsicht geboten, sich nicht zu verzetteln. Werden zunächst und vorrangig nur Randprobleme angegangen, ist die Gefahr eines Scheiterns hoch.

Der Aufgabenkern kann nach folgendem Schema systematisch herausgearbeitet werden:

  • Funktionenbeschreibung: In einer Funktionenbeschreibung sollte zunächst eine verbale Definition, beispielsweise mit vollständigen Sätzen, der Kernfunktion vorgenommen werden. In einem zweiten Schritt kann die physikalische Funktion analysiert werden und Elementaroperationen untersucht werden. Eine mathematische, abstrakte, Formulierung der Kernfunktion sollte folgen. Das Ergebnis sind Algorithmen und Gleichungen. Auf Basis dieser Algorithmen und Gleichungen können mathematische Modelle erstellt werden.
  • Funktionenstrukturierung: Es wird eine Funktionen-Hierarchie oder ein Funktionenbaum erstellt. In einem nächsten Schritt kann ein Funktionen-Netzplan aufgesetzt werden. Es sollte ein logischer Funktionenpfad folgen.
  • Anforderungen-Quantifizierung: Es ist eine Anforderungsliste, ein Lasten- und ein Pflichtenheft zu erstellen.
  • Ähnlichkeitsbetrachtung: Es sollte eine Plausibilitätsprüfung erfolgen.
  • Simulation: Die Ergebnisse sollten einer Simulation unterworfen werden.
  • Schwachstellenanalyse: Eine Problemanalyse sollte zur Sicherheit durchgeführt werden.

Wirkungsschema

Das Wirkungsschema dient dazu, das Gesamtproblem und das Zusammenwirken der einzelnen Komponenten zu analysieren. Das Wirkungsschema ist als eine Black-Box aufgebaut, die beschreibt, was die einzelnen Komponenten, also die Boxen, tun sollen. Wie dies erzeugt werden soll, wird nicht beschrieben. Die Bestimmung des Aufbaus der Black-Boxes wird dem Entwickler oder Ingenieur überlassen.

Funktionsmodell

Zur Erstellung des Funktionsmodells ist es erforderlich, die jeweiligen Funktionsprinzipien zu bestimmen, die angewendet werden.

Ist das Funktionsmodell erstellt, bleibt nur mehr die 1:1-Umsetzung übrig. Es ist nicht mehr erforderlich, eine kreative Lösung anzustreben.

Anforderungsliste

Ist die Aufgabenstellung erfolgt, beginnt die Entwurfsphase. Die aus der Aufgabenbearbeitung abgeleiteten Ziele sind in einer Anforderungsliste aufzuführen. Hieraus ergibt sich das Pflichtenheft. Die Anforderungsliste umfasst die nachfolgenden Punkte:

  • Technische Eigenschaften: Was ist der technische Kern der Aufgabe? Welches technische Problem wird gelöst? Welche Funktionen werden erfüllt? Was sind die Parameter?
  • Nutzeffekt: Welcher Kundennutzen entsteht für Abnehmer und Verbraucher? Wie passt das neue Produkt in die bestehende Produktpalette?Besteht womöglich eine Konkurrenz zu bestehenden Produkten (Kannibalisierung)? Werden die bestehenden Fertigungskapazitäten besser ausgelastet? Können vorhandene Vertriebswege genutzt werden?
  • Einsatzbereich: Welche Anwender werden angesprochen? Welche Lösungen werden bereits von der Konkurrenz angeboten? Was könnten die Wettbewerber als weitere Produkte auf den Markt bringen? Freedom-to-operate: darf das Produkt überhaupt hergestellt und vertrieben werden oder bestehen Patente, die das verhindern können? Müssen Lizenzen erworben werden?
  • Ressourcen: Sind ausreichende eigene Herstellkapazitäten vorhanden? Können die erforderlichen Werkstoffe in ausreichender Menge beschafft werden? Besteht ein ausreichendes Know-How, um die Produkte herstellen zu können? Kann die erforderliche Qualität sichergestellt werden?
  • Stückzahlen: Welche Stückzahlen sind zu erwarten? Welcher Marktanteil kann erwartet werden? Wann und wo wird das Produkt in den Markt eingeführt?
  • Umsatz und Gewinn: Welcher Umsatz, welche Kosten und welcher Gewinn ist zu erwarten? Welcher Aufwand ist für die Herstellung und den Vertrieb zu erwarten?
  • Vertrieb: Kann der bestehende Vertriebsweg ausgebaut werden? Ist der Kundendienst ind er Lage, das neue Produkt zu betreuen? Sind zusätzliche Lagerkapazitäten erforderlich?
  • Marktanalyse: Ist die aktuelle Konjunktur für den Markteintritt des neuen Produkts förderlich? Ergibt sich in dem betreffenden Marktsegment eine besondere Konstellation? Wie ist die Kaufkraft der Kunden? Wie aktiv sind die Wettbewerber? Mit welchem Marktwachstum kann gerechnet werden?
  • Wartung und Bedienung: Welche Anforderungen sind an die Wartung und die Bedienungsfreundlichkeit zu stellen? Ist das Produkt resistent gegen Fehlbedienungen? Welchen Standard bezüglich der Wartung und dem Bedienungskomfort ist zu erfüllen?
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