Übersicht:
Es werden die einwertigen, zweiwertigen und mehrwertigen Methoden besprochen: ein-/mehrwertig
Praxisbewährte Patentbewertungsmethoden: Praxis
Wozu Bewertung eines Patentportfolios? Wozu?
Einflussfaktoren bei der Bewertung eines Patentportfolios: Einflussfaktoren
Vorgehensweisen bei der Bewertung eines Patentportfolios: Vorgehensweisen
Monovariate Patentbewertung
Es werden die einzelnen Patente nach einem oder mehreren Kriterien qualitativ bewertet. Hierbei wird versucht, die Qualität des jeweiligen Patents zu erfassen. Es werden für jedes Kriterium eine Einschätzung beispielsweise in Schulnoten gegeben. Diese Einzelergebnisse können aufaddiert werden und ergeben so einen ausgewogenen Gesamteindruck. Diese Kriterien können insbesondere sein:
Umgehungsschwierigkeit: Wie schwierig ist es, das Patent zu umgehen? Gibt es mögliche Alternativlösungen?
Marktattraktivität: Wie attraktiv ist der Gegenstand des Patents für den Markt? Würden Wettbewerber gerne das Produkt auch herstellen und dem Markt anbieten?
Durchsetzbarkeit: Kann eine Verletzung des Patents einfach überprüft werden? Bezieht sich das Patent auf einen Gegenstand oder ein Verfahren. Muss zur Prüfung der Verletzung des Verfahrens eine Inspektion der Betriebsstätte erfolgen? Kann der Gegenstand des Patents käuflich erworben werden und dann analysiert werden?
Eigene Benutzung: Wird das Patent selbst genutzt?
Bivariate Patentbewertung
Bei einer bivariaten Patentbewertung werden die Patentportfolios von mindestens zwei Unternehmen miteinander verglichen.
Eine derartige Untersuchung kann insbesondere erforderlich sein, wenn eine Kreuzlizenzierung durchgeführt werden soll. Hierzu muss festgestellt werden, ob die Patentportfolios der jeweiligen Unternehmen als ungefähr gleichwertig einzuschätzen sind, oder ob ein Patentportfolio wertvoller ist als das Vergleichs-Patentportfolio. Bei einer bivariaten Patentbewertung wird man im besonderen betrachten müssen, inwieweit die Produkte der Unternehmen von den Patenten tangiert werden. Es können hierzu jeweilige Umsätze ermittelt werden, die durch das Patentportfolio abgedeckt werden. Es erfolgt dann ein Vergleich der durch das Patentportfolio tangierten Umsatzes.
Eine Kreuzlizenzierung zwischen zwei Unternehmen kann der Beginn der Bildung eines Patentpools sein.
Multivariate Patentbewertung
Es kann eine noch komplexere, aber dafür genauere, Portfolio-Patentbewertung dadurch durchgeführt werden, dass mehrere relevante Aspekte berücksichtigt werden. Insbesondere kann die relative Patentposition, die Technologieattraktivität und die Technologiebedeutung bewertet werden. Hierbei findet insbesondere eine Berücksichtigung der jeweiligen Technologiefelder statt.
Relative Patentposition: Zunächst werden die Patente eines Technologiefelds betrachtet. In einem nächsten Schritt werden die eigenen Patente desselben Technologiefelds in Relation zu diesen Patente gestellt. Hierdurch ergibt sich relative Patentposition des eigenen Patentportfolios zum Technologiefeld.
Technologieattraktivität: Es wird eine relative Attraktivität des Technologiefelds berechnet, wobei die Zunahme der Patente dieses Technologiefelds in Relation zur gesamten Zunahme der Patente aller Technologiefelder genommen wird.
Technologiebedeutung: Es wird die Bedeutung des Technologiefelds für das eigene Unternehmen bestimmt. Hierzu werden die Patente des Unternehmens für dieses Technologiefeld in Relation zu sämtlichen Patenten des Unternehmens gestellt.
Praxisbewährte Patentbewertungsmethoden
In der Praxis wurden mehrere Methoden zur Patentbewertung entwickelt, die als "Daumenregeln" bezeichent werden können. Sie haben allesamt den Vorteil, dass eine Berechnung relativ einfach erfolgen kann. Diese Daumenregeln sind für das Gros der praktischen Fälle sehr geeignet. Allerdings haben Sie den Nachteil, dass Fälle mit besonderen Merkmalen nicht als solche erkannt werden und daher Bewertungsvorschläge entstehen, die mit den tatsächlichen Gegebenheiten nichts mehr zu tun haben.
Diese Problematik aufrund der Blindheit bezüglich eines Krieriums, kann dadurch zumindest gemildert werden, dass nicht nur eine Methode, sondern zumindest zwei Methoden unabhängig voneinander angewandt werden. Erkennt man dann einen erheblichen Unterschied, wird deutlich, dass ein spezieller Fall vorliegt, der nicht dem Normbereich entspricht. In diesem Fall ist eine Daumenregel nicht das adequate Mittel, zur Berechnung des Patentwerts. Wird andererseits erkannt, dass die zumindest zwei unterschiedlichen Daumenregeln zum gleichen Ergebnis führen, kann mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass mit der Daumenregel eine Patentbewertung errechnet wird, die in einem vertretbaren Verhältnis zum tatsächlichen Wert des Patents oder des Patentportfolios steht.
Es können insbesondere folgende Methoden unterschieden werden: Bewertung nach Marktangebot, Bewertung durch Lizenzanalogie, Bewertung durch Substitutionskosten, Bewertung durch Discounted Cash Flow, Bewertung durch Technologiefaktor und Bewertung durch Patentindikatoren.
Bewertung nach Marktangebot Bewertung durch Lizenzanalogie Bewertung durch Substitutionskosten Bewertung durch Discounted Cash Flow Bewertung durch Technologiefaktor Bewertung durch Patentindikatoren
Wozu Bewertung eines Patentportfolios?
Der Aufbau und der Unterhalt eines Patentportfolios erfordert finanzielle und zeitmäßige Ressourcen. Ein Patentportfolio ist dabei kein Selbstzweck. Auch ein Patentportfolio muss sich wirtschaftlichen Gegebenheiten unterordnen. Es ist daher ganz natürlich, dass auch ein Patentpool eines Unternehmens oder ein Patentpool, das mehreren Unternehmen gehört, ökonomisch betrachtet und damit bewertet werden muss.
Eine Patentbewertung eines einzelnen Patents ist sehr schwierig, da beispielsweise seine strategische Bedeutung in der Zukunft nur mit großer Unsicherheit prognostiziert werden kann. Werden viele Patente bewertet, stellt sich der vorteilhafte Effekt ein, dass sich Fehler gegenseitig neutralisieren.
Bei der Frage nach dem wozu der Bewertung ist immer auch zu berücksichtigen, an wen die Bewertung gerichtet ist. Wer soll über was über den Wert des Patentpools informiert werden?
Einflussfaktoren bei der Bewertung eines Patentportfolios
Zur Bestimmung des Werts eines Patentpools können beliebig viele Messgrößen verwendet werden. Sinnvollerweise werden die einzelnen Meßgrößen kategorisiert, um eventuelle Abhängigkeiten zwischen diesen Meßgrößen feststellen zu können. Eine probate Unterteilung der Kriterien bei der Bewertung eines Patentpools stellen die Einflußfaktorenkategorien Recht, Technologie und Markt dar.
Die rechtlichen Faktoren berücksichtigen beispielsweise den rechtlichen Status des einzelnen Schutzrechts. Hierbei ist insbesondere zu berücksichtigen, ob das Schutzrecht eine Patentanmeldung ist, und daher noch ungeprüft, oder bereits ein erteiltes Patent, und damit ein geprüftes Schutzrecht, oder etwa sich in einem Einspruchs- oder Nichtigkeitsverfahren befindet.
Die technologischen Faktoren betrachten das Patent bezüglich seines Technologielebenszyklus. Die wirtschaftlichen Faktoren bewerten ein Patent nach seiner Marktakzeptanz und seinem Marktpotenzial.
Rechtliche Faktoren Technologische Faktoren Wirtschaftliche Faktoren
Vorgehensweisen bei der Bewertung eines Patentportfolios
Mittlerweile haben sich drei unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Bewertung eines Patentpools herauskristallisiert. Zum einen kann eine Bewertung der Patente eines Patentpools danach erfolgen, welche Kosten für die Schutzrechte insgesamt bislang oder bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft oder über die komplette Laufzeit des jeweiligen Schutzrechts aufgelaufen ist bzw. auflaufen wird. Ein anderer Ansatz betrachtet die erwirtschafteten Lizenzerträge. Die Frage hierbei ist, welches Einkommen wird erwirtschaftet. Allerdings werden hierbei Sperrpatente nicht berücksichtigt, die für das betreffende Unternehmen oder die betreffenden Unternehmen ebenfalls eine große bedeutung haben können. Ein dritter Ansatz geht von einer Bewertung der Patente nach marktüblichen Preisen aus.